Standards, Standardisierung 

Um (technisch) Daten, (kommunikativ) Information und/oder (intellektuell) Wissen unter vielen Beteiligten und idealerweise gesellschaftsweit zu prozessieren, müssen einheitliche Schemata genutzt bzw. akzeptierte Regeln befolgt werden. Solche Prozessierungsregeln (für Daten, Information und Wissen) pflegt man als „Standards“ zu bezeichnen, solange sie überwiegend nur die Technik, nicht aber möglicherweise weiterreichende, normativ strittige Fragen betreffen. 

Sowohl das Bibliothekswesen (mit Mustern für Metadaten zu Zwecken der Katalogisierung) als auch das Ingenieurswesen (mit den weltweit als pionierhaft angesehenen DIN-Normen des 1917 gegründeten Deutschen Instituts für Normung e.V. [DIN]) haben zur Herausbildung von Standardisierung – die man ihrerseits als eine Technologie betrachten kann – ihre Beiträge geleistet. Typischerweise erfolgen Standardisierungsprozesse überdies „bottom up“. Die International Organization for Standardization (ISO) verfolgt wie die DIN das Ideal einer durch die Industrie selbst ausgehandelten Selbstnormierung von Produktmerkmalen und Produktgüte. Auf dieser Basis wurde sie 1947 in Genf als eine Art NGO von Industrievertretern gegründet. 

Vernetzbare Digitaltechnik macht Standardisierungen insbesondere von Datenformaten, Metadaten, Austauschformaten, Schnittstellen, Annotationen, Zugangswegen für Findmittel (Thesauri, Schlagworte) und auch maschinenlesbare Marker zu Nutzungsbedingungen (etwa „Opt Out“ hinsichtlich der Nutzung zu wecken des „KI“-Trainings) erforderlich. 

Je kleinteiliger und komplexer spezielle Standards bei der Darstellung digitaler Inhalte zum Zuge kommen, desto schwerer können generische Standards nachträglich noch – vermeintlich „einfache“ – operative Ziele wie „Interoperabilität“ auf gegebenen Materialien wirksam umsetzen. Idealerweise stehen Standards im Hinblick auf ein digitales Unterfangen also „am Anfang bereits“ fest. 

Eine möglichst flächendeckende Anleitung zur Anwendung, die Überwachung der Einhaltung und die Organisation einer hinreichend koordinierten Weiterentwicklung von existierenden nationalen oder internationalen Standards sind wichtig. Ohne sie bleiben Standards keine Standards (oder können Normen keine Standards werden). In der digitalen Welt spricht überdies viel dafür, Standards als internationale oder globale Regeln zu etablieren. 

Datentreuhandmodelle sind typischerweise mit der Notwendigkeit, sich auf (diverse) Standards festzulegen, verbunden. Es können auch aktive Standardisierungsanforderungen entstehen, also neue bzw. ganz spezifische Standards für neuartige Datenvermittlungsdienste erforderlich werden. Der Grundgedanke der Standardisierung bleibt jedoch, dass man nicht „eigene“ Standards setzt, sondern um der Durchgängigkeit und Vereinheitlichung willen nach Möglichkeit vorhandene Standards nutzt. 

Literatur

Rat für Informationsinfrastrukturen: Herausforderung Datenqualität. Göttingen 2019. https://rfii.de/download/herausforderung-datenqualitaet-november-2019/ [07.01.2025]