Digitalethik

Unter Digitalethik (auch „Netz-Ethik“, „Ethik der Simulation“, „KI-Ethik“ oder einfach nur „Ethik“) verstehen wir eine anwendungsorientierte Bereichsethik, welche sich in einer auf die Praxis bezogenen Annäherung normativen Fragen rund um Digitaltechnik und digitale Produkte widmet.
Digitalethik ist eine „angewandte Ethik“. Das heißt, es geht hier nicht wie in der akademischen Auseinandersetzung um die Reflexion über die Moral, sondern vielmehr um die Bewertung von Situationen, die von rechtlichen Regularien nicht direkt entschieden werden können, so dass sie einer Orientierungshilfe bedürfen. Wie soll gehandelt werden?
In ihrer einfachsten Form liefert Digitalethik Handlungsanweisungen, etwa in Form von Ethik-Kodizes, Ethik-Leitlinien etc.
Anspruchsvollere Formen der Digitalethik zielen darauf, Grundlagen des Entscheidens (ggf. kritisch) zu durchdenken. Hierbei geht es um den reflektierenden Umgang mit zentralen Begriffen des Diskurses und das Sichtbarmachen oft im Dunkeln bleibender Prämissen in Argumentations- und Entscheidungsprozessen. Digitalethisch können auch rechtliche Rahmenbedingungen und Standards, also gesetzebungspolitische Herausforderungen diskutiert werden. Eine so verstandene Ethik ist genuin interdisziplinär und muss Erkenntnisse empirischer Wissenschaften und von Praktiker:innen mit einbeziehen. Sie ist außerdem zukunftsgerichtet. Nicht nur im Sinne einer Orientierungshilfe, sondern vor allem in Bezug auf die Konsequenzen digitaler Entwicklungen. Digitalethik ist also mit Fragen der Technikfolgenabschätzung verknüpft. Sie steht außerdem stets in einem Spannungsverhältnis zur politischen Debatte und trägt zu politischen Entscheidungen beratend bei.

Literatur

Düwell, Marcus, Christoph Hübenthal, Micha H. Werner: Handbuch Ethik. Stuttgart und Weimar: J. B. Metzler 32011.