Neulich kam ich am Rande einer Veranstaltung mit einigen erfahrenen Datenbankleuten ins Gespräch. Deren Interesse am Thema Datentreuhand war durchaus vorhanden. Es gab aber auch eine Menge Zweifel. Wofür braucht man so einen Treuhänder überhaupt? Am ehesten doch wohl für die Anonymisierung bzw. die Pseudonymisierung der Daten? Denn ansonsten könne man diese ja ohnehin gar nicht auswerten – geschweige denn herausgeben?
Mir wurde noch einmal klar, wie lange der Weg gerade aus der Datenbankperspektive ist, sich mit neuen Datenanalyseverfahren auseinanderzusetzen. Föderation, algorithm-to-data oder auch verknüpftes Auswerten … mittels Verfahren, durch die man von vornherein nur einen unkritischen Teil der Daten nutzt, etwa mittels eines transaktionsbasierten Datentreuhänders? Die Grundvorstellung, dass man auch in solchen Fällen zuerst einmal – alle – Datensätze anonymisieren oder pseudonymisieren muss, ist unerschütterlich.
Dahinter stehen zum einen natürlich klassische Datenschutz-Maximen. Vielleicht kommt aber doch nicht wenig auch die Administratoren-Mentalität hinzu? Alles verschlüsseln. Das ist „sicher-ist-sicher“ plus Liebe zur Kryptografie. Vor allem aber steckt darin die Vorstellung, nur auf der Ebene der Daten selbst, nicht aber dank der Art ihrer – z.B. manipulationssicheren – Prozessierung sei eine Integrität kritischer Informationen unter digitalen Bedingungen zu garantieren.
Ebenso stellt man sich im Grunde vor, Datensätze müssten stets in Gänze vorab auf eine bestimmte Nutzung vorbereitet (um nicht zu sagen: umgerüstet) werden, bevor sie entsprechend auswertbar sind. Allerdings sind heute Analyseverfahren gängig, die selektiv oder kursorisch oder mittels Verknüpfung gleichsam in anreichernder Absicht zugreifen (mithilfe anderswo vorgehaltener Daten, ein Stichwort u.a. lautet eben Föderation).
Was hat all dies mit Datentreuhändern zu tun? Nun: zumindest sollte es sich lohnen, Datenbankleute dazu einzuladen, die Perspektive zu wechseln und von innovativen Auswertungsmethoden sowie genereller, von den Nutzungsmöglichkeiten her auf ihre Bestände zu blicken. Dann wiederum kommen Datentreuhandmodelle, die über bloße Anonymisierungsdienste hinausgehen, viel leichter in den Blick und sind – als Intermediäre, mit denen man seine Datenbanken zugänglich machen kann – vielleicht auch attraktiver.