Zu Besuch auf der CoRDI 2025 

Was kann die Datentreuhand-Community von der NFDI lernen? 

Seit 2020 zielt die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) darauf, das Forschungsdatenmanagement in Deutschland zu verbessern und weiterzuentwickeln. Mehr als 300 Institutionen sind inzwischen Mitglied, darunter Wissenschaftsorganisationen, Universitäten und Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Fachgesellschaften und Vereine.  

Von 26. bis 28. August 2025 veranstaltete die NFDI die 2. Conference on Research Data Infrastructure (CoRDI) an der RWTH Aachen, die nationalen wie internationalen Expert:innen, Projekten und Interessierten einen Raum für Austausch und Vernetzung bot. Schon zu Beginn wurde deutlich: Hier handelt es sich um ein Event von der Community für die Community – mit rund 700 Teilnehmenden, die alle in dem Anliegen verbunden sind, die Nutzungsmöglichkeiten von Daten für Wissenschaft und Gesellschaft zu verbessern. Die Bedeutung, die der NFDI mittlerweile zukommt, wurde in den Grußworten mehrfach hervorgehoben. Dorothee Bär (BMFTR) und Ute Gunsenheimer (EOSC) betonten, dass die NFDI entscheidend dazu beiträgt, Europa zu einem relevanten Standort für Forschungsdatenmanagement zu machen, was angesichts der weltpolitischen Krisen von erheblicher Relevanz sei. Petra Gehring (RfII) blickte auf die Entwicklung in den letzten sechs Jahren zurück und legte dar, in welcher Weise die NFDI das Forschungsdatenmanagement mittlerweile unterstützt und vorantreibt.  

Die Panels wurden von verschiedenen NFDI-Konsortien organisiert und durchgeführt, die sich zu thematischen Gruppen zusammengeschlossen haben – darunter etwa Life Sciences, Humanities and Social Sciences oder Engineering Sciences. Neben einem Überblick über die neuesten technischen und organisatorischen Entwicklungen innerhalb des Forschungsdatenmanagements – Stichwort: AI – boten die verschiedenen Panels vor allem Einblicke in die NFDI selbst und die dürften auch für die Datentreuhand-Community von Interesse sein. Denn von der NFDI kann man einiges lernen. 

Die Diskussionen über das Teilen von Forschungsdaten sind in vielen Fällen sehr ähnlich zu denen, die wir auch in unserer Community führen. Das ist natürlich nicht überraschend, denn man steht vor ganz ähnlichen Herausforderungen und Schwierigkeiten: Worin bestehen die rechtlichen Hürden? Wie geht man mit der Heterogenität von Daten, Prozessen und technischen Infrastrukturen um? Wo ist mehr Standardisierung – auch auf europäischer Ebene – nötig, wo sollte hingegen eine gewisse Pluralität von Methoden und Tools bestehen bleiben? Und ganz wichtig: Wie lässt sich das, was in technischer und organisatorischer Hinsicht längst möglich ist, für eine breite Masse sichtbar machen, um Vertrauen und Akzeptanz zu fördern? 

Auch die Antworten, die auf solche Fragen gegeben wurden, können als Orientierung für DTM dienen.  Wichtig sei es, das Sandboxing zu fördern, weil potenzielle Interessenten oft keine konkreten Use Cases sehen, die durch die Dienste der NFDI profitieren. Wichtig sei auch das Community Building und hier liefert die NFDI bereits ganz praktische Beispiele: Der Zusammenschluss verschiedener, thematisch ähnlich ausgerichteter Konsortien eröffnet ganz neue Möglichkeiten. So umfassen die Life Sciences die Konsortien für Biologie, Medizin, Agrar- und Forstwissenschaften sowie Tiermedizin. Das ermöglicht die Zusammenarbeit in Use Cases und ebenso können Datentypen, die ein Konsortium nicht bearbeiten kann, schnell und einfach an ein anderes übermittelt werden.  

Ohne eine streng zentralistische Implementierung von Projektstrukturen im Sinn zu haben – wäre ähnliches nicht auch für den Treuhandkontext denkbar? Man stelle sich einmal vor, Datentreuhandprojekte aus der Health Data Domäne würden sich zu einer Interessensgemeinschaft zusammenschließen – das könnte die gegenseitige Unterstützung und Zusammenarbeit bei konkreten Use Cases voranbringen. Vor allem aber könnte man noch mehr voneinander lernen: Welche Anonymisierungs- und Pseudonymisierungsverfahren haben sich bei verschiedenen Datentypen bewährt? Welche Interessen haben die Datengebenden und wie können sie bestmöglich gewahrt werden? Wie lässt sich Vertrauen in die eigenen Dienste generieren, wenn es um personenbezogene Daten geht? 

Dass Datentreuhänder die NFDI und ihre verschiedenen Konsortien aber ebenso bereichern können, hat die CoRDI auch deutlich gemacht. Denn die Frage, wie verschiedene Datensätze unter vertrauenswürdigen, sowie technisch und rechtlich abgesicherten Bedingungen zusammengeführt werden können – Stichwort: Data Linkage – wurde zum Beispiel im Panel zu Humanities and Social Sciences diskutiert. Wenig überraschen fiel hier auch der Begriff des Datentreuhänders.